Besuch in der JVA Amberg

Auch der gefangene Mitmensch gehört dazu! Dieser Einstellung näher zu kommen und mit eigenen Augen zu sehen, dass es in Gefängnissen Menschen gibt, die auf unsere Hilfe angewiesen sind, waren die Gründe der Besichtigung, die Diakon Alfons Eiber der Kolpingsfamilie in der Justizvollzugsanstalt Amberg ermöglichte.
Die 18köpfige Gruppe der Kolpingsfamilie gelangte zuerst in die Gefängniskirche, wo man zusammen mit dem dortigen Seelsorger, Diakon Eiber aus Döfering, Gottesdienst feierte. Danach erläuterte Eiber die Ausstattung und Geschichte der Kirche. Anschließend folgte ein Rundgang durch die gesamte Anlage der Justizvollzugsanstalt. Die heutige JVA am Rande der Amberger Altstadt nahm bereits 1786 als „Zucht- und Arbeitshaus“ den Betrieb auf. Im Laufe der über zweihundertjährigen Geschichte formten zahlreiche Baumaßnahmen die heutige Einrichtung, die sich auf rund 15 Hektar umwehrtes Areal erstreckt. Früher wurde das Haus sogar schon von den Barmherzigen Schwestern geleitet. Zwischenzeitlich vollstreckt Amberg als Regelvollzugsanstalt nahezu alle Strafen von zwei Jahren aufwärts und zwar an erwachsenen männlichen Verurteilten. Die Anstalt ist für insgesamt 520 Gefangene vorgesehen, wenn auch derzeit überbelegt. Es gibt es viele Einzelzellen im Alt- und Neubau, Wohngruppen zur Resozialisierung, eine sozialtherapeutische Abteilung für Sexualstraftäter, Untersuchungshaft, ein Krankenhaus und zahlreiche Handwerksbetriebe. In einer Führung konnten die Rötzer Gäste Einblick in eine Schneiderei, eine Schreinerei und in die Landwirtschaft mit Schweinezucht nehmen. In vielen Berufen wird sogar ausgebildet. 380 Bedienstete beaufsichtigen, behandeln und betreuen die Gefangenen. Viele schulische und bildende Maßnahmen, Freizeit und Sport, Betreuungen und Selbsthilfegruppen, Briefkontakt, Ausgang, Freigang und Urlaub tragen dazu bei, den Gefangenen fähig zu machen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen, wie es der Gesetzgeber vorschreibt. In einem interessanten Vortrag und einer angeregten Diskussion mit Lehrer Hohlheimer wurde ein umfassender „Blick hinter Knastmauern“ geworfen und Unbekanntes aufschlussreich erklärt. Diakon Eiber unterstrich am Ende der außergewöhnlichen Besichtigung, dass es wichtig sei, bei der Allgemeinheit den Blickwinkel zu schärfen. Im Gefängnis werde alle getan, um den Gesetzesbrechern wieder auf die Beine zu helfen. Es sei wichtig, sie ernst zu nehmen und sie zu begleiten, wie auch die Familien zu Hause. Die Gesellschaft sei gefordert, den Inhaftierten nach der Entlassung eine Chance zu geben und sie aufzunehmen.

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