Brot und Wein aus Blumen gelegt,
weil von Brot und Wein abhängt, was uns blüht.

Bis heute hat sich die Tradition erhalten, den Prozessionsweg mit Blumen, Gras und grünen Zweigen zu schmücken, ein Brauch, der sich an den festlichen Umzügen des Palmsonntags orientierte. Wie das Volk von Jerusalem seine Kleider auf dem Weg ausbreitete, damit der Heiland nicht durch den Staub der Straßen reiten musste, so soll hier Christus in der Monstranz, getragen vom Priester, über den Blumenteppich hinweggehen.

So sollen schon bei den ersten Fronleichnamsprozessionen die Teilnehmer grüne Zweige mitgeführt haben. Auch Gras und Laub wurden schon früh auf die Straßen gestreut. So bestimmte eine Eichstätter Prozessionsordnung Mitte des 15. Jahrhundert, dass die Gassen mit „Laub, pluemen und graß“ zu pflastern seien. Zum Teil war es sogar Bürgerpflicht, kleine Bäumchen am Prozessionsweg aufzustellen. Wer es nicht tat, wurde – wie in Köln, wo auch die protestantischen Bürger verpflichtet waren, Gras vor ihre Häuser zu streuen – mit Geldstrafen belegt. Noch heute ist es Brauch, dass die Häuser entlang des Zugweges mit jungen Birken geschmückt werden.

Besonderen Ausdruck fand die Blütenpracht zu Fronleichnam in den Mittelmeerländern, wo die Bürger noch heute im römischen Genzano riesige Blumenteppiche legen. Angeblich war es ein Deutscher, der im Barock die vatikanischen Gärten pflegte und 1625 am Grab des heiligen Petrus den ersten großen Blütenteppich gelegt haben soll – eine Tat, die schnell Nachahmer fand.

Von einer Italienreise brachten die Bildhauerbrüder Xaver und Julian Reich Mitte des vorletzten Jahrhunderts schließlich die Idee mit, auch bei uns den Prozessionsweg bunt zu pflastern. 1842 legten sie im Schwarzwaldstädtchen Hüfingen den ersten Blumenteppich vor der Haustür. Seitdem ist der Ort für seine kunstvollen und farbenprächtigen Blumenteppiche berühmt. Auf etwa 600 Metern Gehstrecke sind Millionen von Blüten zu Mosaiken mit ornamentalen Mustern und bildlichen Darstellungen – fast ausschließlich christliche Symbole wie Kreuz, Lamm Gottes, Christuskopf und Initialen der Mutter Gottes – vereint worden. Inzwischen hat Hüfingen Schule gemacht: in Mühlenbach zum Beispiel, einem anderen Schwarzwalddörfchen. Herrgottsgang nennt man die Fronleichnamsprozession im Schwarzwald. Grünes Buschwerk und gelb- oder blau-weiße Fähnchen schmücken die Straßen, gestreute Blumen und Ehrenbögen, den Prozessionsweg.

(Quellen: Regensburger Bistumsblatt 18.06.2000, Feste und Bräuche im Jahreskreis – Weltbild 1985)


zurück zur Übersicht oder weiter mit
Was unser Glauben mit Blumen zu tun hat